
Die Stopp-Technik ist eine einfache und praktische Methode, um starke Emotionen oder negative Gedankenspiralen zu unterbrechen. Sie verbindet ein bewusstes, lautes oder inneres „Stopp“ mit einem körperlichen Impuls, wie zum Beispiel:
- Einem kurzen, festen Aufstampfen mit dem Fuß.
- Einem flachen Handschlag auf eine Oberfläche (z. B. Tisch oder Oberschenkel).

Diese Kombination sorgt für eine kurzzeitige Irritation des Körpergefühls, die den Schüler oder auch Sie selbst aus der automatischen Stressreaktion herausholt und die Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart lenkt.
Warum die Technik funktioniert:
Die Stopp-Technik wirkt, indem sie Körper und Geist dabei unterstützt, den Stressmodus zu unterbrechen. Der Impuls durch das klare „Stopp“ in Kombination mit einer körperlichen Bewegung, wie einem Aufstampfen oder Klatschen, durchbricht den Kreislauf aus Wut, Angst oder Überforderung. Diese bewusste Unterbrechung schafft einen kurzen Moment der Kontrolle – einen Freiraum zwischen Reiz und Reaktion. In diesem Moment kann klarer gedacht und bewusst gehandelt werden, zum Beispiel durch einen Realitätscheck: Ist die Situation wirklich so schlimm, oder spielt mir mein Kopf einen Streich? Dieser kurze Abstand hilft, automatische Stressreaktionen zu unterbrechen und neue Handlungsmöglichkeiten zu erkennen.
Gezielter pädagogischer Einsatz:
Als Lehrkraft oder Beratender können Sie die Stopp-Technik bewusst einsetzen, um Schülern zu helfen, die in ihren Emotionen „feststecken“. Dies gelingt durch:
- Ein lautes „Stopp“ oder ein anderes deutliches Geräusch: Dies lenkt die Aufmerksamkeit der Schüler weg von der Überforderung oder Wut und schafft einen kurzen Moment der Klarheit.
- Ruhige und klare Ausstrahlung: Nach der Unterbrechung ist es wichtig, dass Sie selbst ruhig und gefasst bleiben. Lassen Sie sich nicht von der Emotion des Schülers anstecken, sondern wirken Sie mit Energie, Klarheit und Ruhe positiv auf die Situation ein.
- Ko-Regulation: Ihre eigene Stabilität hilft dem Schüler, sich zu beruhigen und seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Ein ruhiges „Alles gut. Lass uns schauen, wie wir das lösen können“ kann hier bereits Wunder wirken.
Ein Schüler beginnt vor Wut seinen Stuhl zu schieben und laut zu werden. Mit einem klaren „Stopp“ und einem kleinen Handschlag auf den Tisch lenken Sie seine Aufmerksamkeit um. Sie bleiben dabei ruhig und sagen: „Atme einmal tief durch. Ich bin hier und wir schauen das gemeinsam an.“ Durch Ihre ruhige Präsenz helfen Sie ihm, den Stress zu reduzieren und neue Handlungsoptionen zu sehen.
Wichtig für Sie:
Ihre eigene Ruhe und Klarheit sind der Schlüssel. Wenn Sie die Stopp-Technik bewusst und kontrolliert einsetzen, schaffen Sie nicht nur für Ihre Schüler, sondern auch für sich selbst einen Moment der Kontrolle und Stabilität.
Anwendungsbeispiele
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Unterbrechung von Wutanfällen im Klassenzimmer:
Ein Schüler gerät in Rage, beginnt zu schreien oder Dinge zu schieben. Die Lehrkraft setzt ein klares „Stopp“ in Kombination mit einem körperlichen Impuls (z. B. leichtes Klatschen oder Aufstampfen), um die emotionale Eskalation zu unterbrechen. Anschließend wird der Schüler durch eine ruhige Ansprache und/ oder Atemtechnik ko-reguliert.
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Gedankenspiralen vor Prüfungen:
Ein Schüler wirkt vor einer Klassenarbeit angespannt und gehetzt, seine Gedanken drehen sich um mögliche Fehler. Die Lehrkraft leitet ihn an, innerlich „Stopp“ zu sagen und seine Aufmerksamkeit durch einen Realitätscheck zu lenken: „Was kann ich jetzt tun? Ich bin vorbereitet und werde Schritt für Schritt vorgehen.“
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Beratung bei Grübelgedanken:
In einer Beratungssituation schildert ein Jugendlicher, wie er sich durch kreisende, negative Gedanken belastet fühlt. Die Stopp-Technik wird vermittelt, um diese Gedankenspirale zu unterbrechen. Der Jugendliche lernt, das „Stopp“-Signal bewusst zu nutzen und sich anschließend mit einem Realitätscheck zu beruhigen.
In all diesen Szenarien unterstützt die Technik dabei, emotionale Eskalationen zu verhindern, Raum für klare Gedanken zu schaffen und Schüler oder Jugendliche wieder handlungsfähig zu machen.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Die Stopp-Technik nutzt das Prinzip der bewussten Unterbrechung: Ein lautes „Stopp“ und ein körperlicher Impuls durchbrechen Stress- und Gedankenspiralen, lenken die Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt und schaffen Raum für kontrolliertes Handeln. Sie aktiviert das sympathische Nervensystem kurzfristig, um automatische Reaktionen zu „resetten“, während der präfrontale Kortex wieder Zugriff auf bewusstes Denken erhält. Die Technik stammt aus der kognitiven Verhaltenstherapie und wird erfolgreich im Coaching und therapeutischen Kontext angewendet.