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Schmetterlings-Umarmung

Die Schmetterlingsumarmung  ist eine einfache, aber kraftvolle Technik, die nicht nur für Ihre Schüler, sondern auch für Sie als Lehrkraft von großem Wert sein kann. Sie bietet eine effektive Möglichkeit, das Nervensystem zu beruhigen und Stress abzubauen – und das sowohl in akuten Stressmomenten als auch als tägliches Ritual der Selbstfürsorge.

Diese Technik, die ursprünglich in der Trauma- und EMDR-Therapie entwickelt wurde, arbeitet mit einer bilateralen Stimulation, bei der durch sanftes Klopfen auf die Schultern beide Gehirnhälften aktiviert werden. Studien haben gezeigt, dass dies zur Senkung von Herzfrequenz und Blutdruck führt und gleichzeitig die Produktion von beruhigenden Hormonen wie Serotonin und Oxytocin anregt. Diese physiologischen Veränderungen helfen, Stress und Angst abzubauen und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu fördern.

Für Sie als Lehrkraft bietet die Schmetterlingsumarmung die Möglichkeit, in hektischen oder belastenden Situationen selbst Ruhe zu finden und mit einer klaren, stabilen Haltung in den Unterricht zu gehen. Gleichzeitig können Sie die Technik an Ihre Schüler weitergeben, um ihnen in stressigen Momenten – sei es vor einer Prüfung oder nach einem Konflikt – eine einfache und schnell wirksame Methode zur Selbstregulation an die Hand zu geben.

Doch die Schmetterlingsumarmung ist nicht nur zur Stressreduktion, sondern auch als Containment-Technik sehr wirksam. Sie hilft, belastende Gefühle zu stabilisieren und stärkt innere Grenzen, indem sie den Fokus auf den Körper und ein Gefühl von Sicherheit legt.

Anwendungsbeispiele

  • Vor herausfordernden Situation

    Sowohl Schüler als auch Lehrkräfte können diese Technik gezielt vor herausfordernden Situationen (Referaten, Prüfungen,...) einsetzen, um sich schnell und zuverlässig zu beruhigen. Die Schmetterlingsumarmung hilft dabei, Stress abzubauen und die Konzentration wiederherzustellen, sodass man mit mehr innerer Ruhe und Klarheit an die bevorstehenden Aufgaben herangehen kann.

  • Nach Hoch-Stress-Phasen

    Nach besonders intensiven Stressphasen oder emotionalen Ausbrüchen kann die Schmetterlingsumarmung dazu beitragen, das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sie unterstützt dabei, den Adrenalin- und Cortisolspiegel zu senken und gleichzeitig das Wohlfühlhormon Oxytocin zu fördern. .

  • Als Achtsamkeitsritual

    Die Schmetterlingsumarmung kann helfen, die Selbstwahrnehmung des eigenen Körpers zu intensivieren. Lenken Sie dabei Ihre Aufmerksamkeit bewusst auf Gedanken, Sinneseindrücke oder Emotionen, die gerade auftauchen. Wichtig ist, alles, was aufkommt, wertungsfrei zu beobachten, ohne es zu bewerten. Es geht allein um das achtsame Wahrnehmen. In Kombination mit einer bewussten, langsamen Atmung kann diese Technik ein wertvolles Alltagsritual der Selbstfürsorge sein.

Durchführung

  • Schritt 1: Setzen oder stellen Sie sich bequem hin.
  • Schritt 2: Verschränken Sie die Arme vor der Brust, sodass Ihre Hände die gegenüberliegenden Oberarme oder Schultern berühren – wie bei einer Umarmung.
  • Schritt 3: Beginnen Sie abwechselnd, sanft mit den Händen auf Ihre Schultern oder Oberarme zu klopfen. Links, dann rechts, in einem langsamen, rhythmischen Tempo.
  • Schritt 4: Variieren Sie das Klopftempo (fangen Sie schneller an, und verlangsamen schrittweise) oder gehen Sie gerne auch in ein sanftes streicheln über
  • Schritt 5: Führen Sie das Klopfen für 1–2 Minuten oder so lange durch, bis Sie sich beruhigt fühlen.
  • Schritt 6: Beenden Sie die Übung, indem Sie Ihre Arme sanft lösen und einen Moment der Ruhe genießen.

 

Optional: Fokussieren Sie sich während der Umarmung auf eine ruhige und gleichmäßige Atmung, wie zum Beispiel die Kohärenzatmung.

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Wissenschaftlicher Hintergrund

Eine Studie von 2021 zeigte, dass die Butterfly-Hug-Technik das Angstniveau bei älteren Menschen deutlich senken kann. Vor der Anwendung litten 50 % der Teilnehmer unter starker Angst, während nach der Anwendung nur noch leichte bis mäßige Angst festgestellt wurde. Die Technik aktiviert beruhigende Hormone wie Serotonin und Endorphine, was zu einem Gefühl von Entspannung führt. Daher wird die Butterfly-Hug-Methode abschließend als wirksame, nicht-medikamentöse Option zur Angstreduktion empfohlen. Auch eine aktuelle indonesische Studie kommt zu einem gleichen Schluss, welche allerdings auf Jugendliche mit Angststörungen ausgerichtet war.

Eine weitere Studie von 2023 untersuchte, wie die Schmetterlingsumarmung bei Angstzuständen hilft, die durch Fernbeziehungen zu den Eltern verursacht werden. Die Interventionsgruppe, die täglich die Schmetterlingsumarmung anwendete, zeigte eine signifikante Reduzierung des Angstniveaus im Vergleich zur Kontrollgruppe, die Musiktherapie erhielt. Die Studie schlussfolgert, dass die Schmetterlingsumarmung eine wirksame Methode zur Reduzierung von Trennungsangst bei Jugendlichen in Fernbeziehungen zu den Eltern sein kann.

Die Seattle University untersuchte 2023 den Einsatz der Schmetterlingsumarmung zur Reduzierung von arbeitsbedingtem Stress bei Krankenschwestern in der Notaufnahme. Die Ergebnisse zeigten, dass Krankenschwestern, die diese Technik regelmäßig anwendeten, einen Monat später deutlich weniger Stress empfanden als diejenigen, die sie nicht nutzten. Diese Methode erwies sich somit als wirksames Mittel, um den hohen Stress in der Notaufnahme spürbar zu reduzieren.

Eine Studie von 2021 untersuchte, wie die Schmetterlingsumarmung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (13 bis 24 Jahre) während der COVID-19-Pandemie helfen kann, Stress und Angst zu reduzieren. Die Teilnehmer hatten bereits vor der Pandemie psychologische Unterstützung erhalten. Die Ergebnisse zeigten eine deutliche Verringerung von Angst und traumatischem Stress, besonders bei Symptomen wie Aufdringlichkeit und Übererregung, während der Bereich der Vermeidung weniger stark beeinflusst wurde. Zusätzlich berichteten die Teilnehmer über eine allgemeine positive Veränderung ihres Wohlbefindens nach der Behandlung, obwohl diese Veränderung nicht direkt mit der Reduktion der Angst und des Stresses zusammenhing.

Als Teilaspekt der EMDR-Behandlung, zeigen viele Untersuchungen in Krisengebieten eine hohe Wirksamkeit bei Kindern und Jugendlichen.  Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass EMDR, wovon die Schmetterlingsumarmung Bestandteil ist, in einer akuten Konfliktsituation posttraumatische und peritraumatische Stresssymptome reduzieren und gleichzeitig Resilienz aufbauen kann. Diese Studie legt nahe, dass die Methode nicht nur zur Traumabewältigung beiträgt, sondern auch als eine Art psychologische “Impfung” gegen zukünftige Belastungen wirkt.

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